Am Morgen des 1. Mai 1817 verließen gegen 11 Uhr kurz hintereinander acht Schiffe den Heil-bronner Hafen. Etwa 650 Menschen befanden sich an Bord, die auf Neckar und Rhein nach Rot-terdam gebracht werden sollten. Für sie begann damit die erste Etappe einer langen, beschwer-lichen Reise in eine ungewisse Zukunft jenseits des Atlantiks: Sie kehrten für immer ihrer Heimat den Rücken, sie wanderten aus nach Nordamerika in der Hoffnung auf ein besseres, freieres Le-ben, ohne wirtschaftliche Sorgen und politische Bedrückung.
Erste Meinungsumfrage
Unter den zahlreichen württembergischen Landsleuten, die in Heil-bronn von ihnen Abschied nahmen, stand auch ein Mann, der keine Verwandten oder Bekannten unter den Auswanderern hatte, der aber auch nicht aus persönlicher Neugier dorthin gegangen war: Friedrich List. Der damals 28-jährige Rechnungsrat im Stuttgarter Innenministerium war im Auftrag König Wilhelms I. angereist. List sollte die Auswanderer nach ihren Gründen und Motiven befragen und den König auf inoffiziellem Wege über die Hintergründe der ersten großen Auswandererwelle des 19. Jahrhunderts berichten.
Auch in Neckarsulm und Weinsberg sollte er Umfragen machen und die Auswanderer möglichst zum Bleiben überreden. Lists Berichte informieren bemerkenswert offen. Sie sind erstklassige Quellen, die hier erstmals ausgewertet und in den Zusammenhang mit Lists späteren Ansichten der Auswanderung aus volkswirtschaftlicher Sicht verglichen wurden.